Friedrich Wachernig ist seit 2007 Vorstandsmitglied der S IMMO AG. Zu seinen Verantwortungsbereichen zählen unter anderem Projektentwicklung, Asset Management in CEE und Österreich sowie die Personalagenden. Im Interview haben wir mit ihm zurückgeblickt und über seine Funktion als Vorstand, seine schönsten Erinnerungen und darüber gesprochen, was er der nächsten Generation mit auf den Weg geben möchte.
Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie an Ihren Einstieg bei der S IMMO zurückdenken?
Da muss ich an unsere 20-Jahrfeier denken – damals waren wir noch die Sparkassen Immobilien Anlagen AG. Sie fand am Abend vor meinem ersten Arbeitstag statt, weshalb ich eingeladen wurde, mich schon im Rahmen dieses Events offiziell vorzustellen. Das Highlight der Veranstaltung war ein gemeinsames Schnapsbrennen inklusive der Verlosung eines Schnapsbrenners unter den Gästen – das war eine wirklich originelle Idee auf die wir heute noch angesprochen werden. Die Schürze, die es dazu gab, habe ich heute noch zu Hause und immer wieder in Verwendung.
Wenn ich die Frage von der fachlichen Seite her betrachte, denke ich daran, warum ich seiner Zeit zur S IMMO geholt worden bin: Eine 500 Mio. Euro schwere Projektpipeline umzusetzen und das Portfolio in CEE zu erweitern. Besonders spannend war für mich, erstmalig in einem börsennotierten Unternehmen eine so große Verantwortung führend zu übernehmen.
Welches Ereignis ist für Sie bis heute am erinnerungswürdigsten und warum?
Auf die Eröffnung des Serdika Centers in Sofia im März 2010 blicke ich besonders gerne zurück. Das Projekt wurde in Kooperation mit der ECE umgesetzt. Ich bin in Hamburg aufgewachsen und das dortige Alstertal-Einkaufszentrum war mein erster „Arbeitgeber“. Mit dessen Eigentümer, Alexander Otto, 30 Jahre danach gemeinsam auf der Bühne zu stehen und selber eines zu eröffnen, war ein ganz besonderer Moment für mich. Für die wenigen Sätze Bulgarisch in meiner Eröffnungsrede habe ich sogar Applaus bekommen. Ob meine Aussprache tatsächlich gut war, wage ich zu bezweifeln, aber wenigstens hat es für Unterhaltung gesorgt. (lacht)
Welche Aspekte sind Ihnen in Ihrer Funktion als Vorstand für die S IMMO besonders wichtig?
Mir war es schon immer wichtig, nicht nur selbst Verantwortung zu übernehmen, sondern Verantwortung weiterzureichen und dadurch selbstständiges Arbeiten zu ermöglichen, aber auch einzufordern. Meine Teams sollen so eigenständig wie möglich und ohne große hierarchische Umwege agieren können. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu zu ermutigen, ist bis heute mein Credo. Abgesehen davon, ist es mir ein großes Anliegen, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen und unterschiedliche Lebensphasen zu berücksichtigen. Sei es der Wunsch nach Weiterbildung, einem Sabbatical oder flexibleren Arbeitszeiten – es ist mir wichtig, die Anliegen jedes Einzelnen zu hören und eine für beide Seiten passende Lösung zu finden.
Sie sind unter anderem verantwortlich für das Personal. Was erhoffen Sie sich von der jungen Generation? Welche Impulse kann diese Generation setzen?
Neugier und kritisches Hinterfragen sind für mich Eigenschaften, die ich sehr schätze. Ich habe mir bis heute immer bewusst Leute in mein Team geholt, die sich trauen nachzuhaken, Dinge zu hinterfragen und mich herauszufordern.
Es ist sehr wichtig, insbesondere die Jungen in einem Unternehmen frühzeitig in Prozesse und Abläufe miteinzubinden, um nicht den Anschluss zu verlieren und am Puls der Zeit zu bleiben. Die technologischen Entwicklungen lassen sich nicht aufhalten, die Form des Zusammenarbeitens verändert sich massiv, auch weil die junge Generation das einfordert. Ob wir es wollen oder nicht: mittel- und langfristig haben diese Dinge Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt. Jeder ist gefordert, sich das Know-how der jüngeren Generation zu Nutze zu machen und Veränderungen und Neuerungen stets offen gegenüberzutreten.
Gibt es etwas, das Sie gleich zu Beginn Ihrer Karriere gelernt haben und das für Ihren Arbeitsalltag auch heute noch Gold wert ist?
Ja, definitiv. Nicht erst zu Beginn meiner Karriere, sondern bereits in meiner Jugend habe ich gelernt, selbstständig zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Das hat damals auch dazu geführt, dass ich Schul- und Klassensprecher wurde und kleinere Projekte, wie beispielsweise Schulbälle oder Reisen organisiert habe. In dieser Zeit habe ich vor allem eines gelernt: Im Team zu arbeiten. Teamfähigkeit ist bei jeder Art von Projekten unerlässlich und aus meiner Sicht jene Eigenschaft, die wesentlich ist, nicht nur im beruflichen Leben.
Und noch etwas, das ich vor allem der jungen Generation gerne mit auf den Weg geben möchte: Insbesondere in Krisenzeiten lernt man als Manager eines Unternehmens enorm viel. Man sollte schwierige Phasen oder Situationen immer als Chance sehen, Durchhaltevermögen beweisen und zu jeder Zeit mit Handschlagqualität und auf Augenhöhe agieren. Das hat sich langfristig noch immer bezahlt gemacht.