Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei der S IMMO bereits seit vielen Jahren eine wesentliche Rolle. Daher sehen wir die Emission eines Green Bonds als logische Weiterführung unseres jahrelangen Engagements in diesem Bereich.
Aber was ist ein Green Bond eigentlich genau?
Wir haben Michael Pirih, zuständig für Sustainable Finance im Bereich Corporate Debt Capital Markets der Erste Group, und Elisabeth Wagerer, Leiterin der Abteilung Unternehmenskommunikation & Investor Relations in der S IMMO AG, dazu befragt. Beide haben die Bond-Emission begleitet.
Was macht einen Green Bond aus?
M. Pirih: Die grundlegende Idee eines Green Bonds ist die Verpflichtung des Emittenten gegenüber den Investoren, die am Kapitalmarkt aufgenommen Mittel für Projekte mit ökologisch nachhaltigem (positivem) Beitrag zu verwenden.
E. Wagerer: Im Fall der S IMMO geht es vor allem um die Finanzierung von Green Buildings („Nachhaltigen Gebäuden“). Das sind Immobilien, denen mittels internationaler Zertifizierungen besondere Nachhaltigkeitsaspekte in der Planung, Entwicklung sowie im Betrieb bestätigt werden. Solche Aspekte berücksichtigen beispielsweise den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Ressourcen, Maßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs oder auch die Verfügbarkeit von Fahrradstellplätzen oder Duschen für die MieterInnen.
Welchem Rechtsrahmen unterliegt ein Green Bond?
M. Pirih: Eine rechtlich bindende Grundlage existiert derzeit (noch) nicht. Der Markt operierte die letzten Jahre auf „Best Practice“-Ebene. Dazu dienten die von der International Capital Market Association (ICMA) veröffentlichten Green Bond Principles. Mit den regulatorischen Bestrebungen auf europäischer Ebene (Stichwort: EU Green Deal) konnte jedoch mit der EU Taxonomie erstmalig ein Klassifizierungssystem für nachhaltige Aktivitäten erarbeitet werden, welches die Transparenz im Markt erhöhen soll und weichenstellend für die nächsten Jahre sein wird – was auch das Thema eines möglichen Rechtsrahmens umschließt.
Warum hat die S IMMO sich entschieden, einen Green Bond zu emittieren?
E. Wagerer: Die S IMMO bekennt sich seit vielen Jahren zu einer nachhaltigen Unternehmensführung und Green Buildings spielen in der Unternehmensstrategie eine wesentliche Rolle. Bereits seit den 2000er-Jahren werden Entwicklungsprojekte bevorzugt unter der Berücksichtigung solcher Zertifizierungen gebaut. Es wird auch beim Ankauf von neuen Gebäuden verstärkt auf das Vorliegen eben solcher Zertifizierungen geachtet. Die Emission eines Green Bonds war somit die logische Fortführung der bisherigen Strategie und ist als klares Bekenntnis zu verstehen, den Aspekten des Umweltschutzes und der nachhaltigen Bauweise auch in Zukunft höchste Priorität einzuräumen.
Welche Projekte will die S IMMO mit dem Bond finanzieren?
E. Wagerer: Wie im Green Bond Framework definiert, sollen mit dem Green Bond Immobilien (re-)finanziert werden, die bei international anerkannten Zertifizierungen (BREEAM, LEED oder DGNB) eine der beiden aktuell höchsten Qualitätsstufen erreichen.
Ein aktuelles Beispiel dazu ist der Ankauf von zwei Immobilien im Campus 6 in Bukarest. Die beiden A-Class Gebäude, Campus 6.2 und Campus 6.3 bestechen durch ihre ausgezeichnete Lage und die hohe Gebäudequalität. Gemeinschaftliche Grünflächen als Coworking Space, ein Treffpunkt im Freien für kleine Unternehmen, ein Running Track auf dem Dach, Fahrradabstellplätze, Duschen, Ladestationen für E-Autos sowie Restaurants und Cafeterien mit Terrasse machen den Campus 6 zu mehr als nur einem Bürogebäude: Hier findet man Arbeitsplätze, an denen Menschen gerne Zeit verbringen. Das Wohl der Unternehmen und ihrer MitarbeiterInnen und Gäste steht im Fokus. Der Campus 6 bietet eine Reihe nachhaltiger Lösungen, die den ökologischen Fußabdruck des Bürogebäudes deutlich reduzieren. Campus 6.2 und 6.3 wurden bereits mit LEED Gold und dem ersten WELL Silver für Core & Shell in Rumänien vorzertifiziert.
Wie läuft der Prozess von der Entscheidung bis zur tatsächlichen Emission des Bonds genau ab. Wo liegen die Unterschiede zur Emission einer gewöhnlichen Anleihe?
M. Pirih: Der Prozess eines Green Bonds ist von Beginn bis Ende analog zu einer gewöhnlichen Anleihe. Den Investoren werden jedoch in der Regel zusätzliche Informationsmaterialien wie Green Bond Framework und Second Party Opinion zur Verfügung gestellt, um einen besseren Einblick in die ökologisch nachhaltige Komponente zu bekommen.
Welche Bedingungen sind im zugehörigen Framework festgelegt? Wie wird sichergestellt, dass die Mittel entsprechend den Vorgaben eingesetzt werden?
E. Wagerer: Im Framework ist genau definiert, welche Projekte mit den Emissionserlösen finanziert werden dürfen. Neben den schon angesprochenen Green Buildings sind das auch Projekte zur Steigerung der Energie-Effizienz (zum Beispiel durch Renovierungen oder Modernisierungen in bestehenden Gebäuden) und Projekte mit einem Schwerpunkt auf erneuerbare Energie (zum Beispiel die Installation von Photovoltaik-Anlagen). Die Überwachung der eingesetzten Mittel verantwortet das Green Bond Committee, das sicherstellt, dass nur Projekte finanziert werden, die dem Framework entsprechen. Darüber wird auch jährlich ein Bericht erstellt, der auf der Website der Gesellschaft abrufbar sein wird.
Danke für das Gespräch!
Insbesondere unter Retailinvestoren war unser Green Bond stark gefragt. Die Zeichnungsfrist wurde auf Grund der hohen Nachfrage vorzeitig am Abend des 2. Februar geschlossen (ursprünglich geplante Dauer der Zeichnungsfrist: 28.01.2021 bis 03.02.2021).
Alle Infos rund um den Green Bond finden Sie hier.
Foto: ©leungchopan