Die Kapitalmarktkommunikation kleinerer und mittelgroßer Unternehmen ist immer neuen Herausforderungen ausgesetzt. Während viel Aufwand und Kreativität in die Berichterstattung und externe Präsentation des Unternehmens fließt, ist die direkte Kontaktaufnahme zu potentiellen Investoren häufig etwas, das nicht direkt in der eigenen Gewalt liegt. Dies ist zum Teil historisch bedingt. In der Vergangenheit wurde ein Großteil dieser Kontakte quasi kostenlos von den Banken geknüpft. Ein Fokus auf kleinere Unternehmen war für sie sehr auskömmlich. Das Entdecken und Vermarkten von bisher relativ unbekannten Aktien war der Kern des klassischen stockbroking.
Insbesondere mit einer sich ändernden Regulierung, aber auch einem Investorenfokus auf größere Unternehmen und zunehmendem Passivinvestment wird dieses Geschäft für Banken uninteressanter, da weniger lukrativ. Für die Unternehmen hat dies direkte Auswirkungen mit Blick auf die Anzahl neuer Investorenkontakte sowie den Umfang der stetigen Kommunikation mit Anlegern. Doch es eröffnet auch die Möglichkeit, die Kapitalmarktkommunikation aktiver selbst zu gestalten.
Eine Brücke zwischen Markt und Unternehmen
Für mich persönlich stellte sich vor ein einigen Jahren eine ähnliche Herausforderung. Soll ich auf diesem sich ändernden Spielfeld weiter für eine Bank in London tätig sein oder versuche ich als unabhängiger Teilnehmer einen neuen Ansatz?! Ich entschied mich für letzteres und berate seit 2015 zusammen mit meinen Kollegen Unternehmen bei ihrer Kapitalmarktarbeit. Wir schlagen eine Brücke zwischen unseren Kunden und dem Kapitalmarkt mit dem Ziel, eine sehr viel direktere Beziehung für unsere Kunden aufzubauen. Für 20 Unternehmen versuchen wir der lokale Ansprechpartner, insbesondere in den englischsprachigen Märkten, zu sein.
Keine Lösungen von der Stange
Die Arbeit zwischen Beratungstätigkeit und täglichem Investorenkontakt ist dabei sehr vielschichtig. Bei einer Sektorenbreite von Biotechnologie zu Kommunikations- und Immobilienunternehmen kommen zudem immer neue interessante Fragestellungen auf. In den letzten Jahren haben wir unseren Kunden unter anderem dabei geholfen, neue und langfristige Investoren zu finden, sich ändernde Geschäftsmodelle besser zu erklären und Kapital für größere Investitionen einzusammeln. Jede Situation bedarf einer eigenen Herangehensweise, es gibt keine Lösungen von der Stange.
Wandel hat kein Ende
Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen zunehmend versuchen werden, einen direkteren Kontakt zum Kapitalmarkt zu suchen – sei es mit Hilfe interner oder externer Ansätze. Ob dies durch zusätzliche IR/PR Kapazität, Beratung, Datenauswertung, externe Berichterstattung, Nachhaltigkeitsberichte oder Presseagenturen geschieht, wird nur der Einzelfall zeigen können. Klar ist, dass die Herausforderungen von heute nicht das Ende der Entwicklung sein werden. Auch für die Kapitalmarktkommunikation gilt: change is the only constant – das einzig Beständige ist der Wandel.