Immobilientrends

Corona in der Immobilienwirtschaft

Die Krise macht auch vor Immobilien nicht halt. Dennoch muss man differenzieren. Manche trifft es besonders hart, andere wiederum könnten sogar zu den Profiteuren zählen.

3 Thesen zur Bedeutung von COVID-19 für die Immobilienwirtschaft

Wir befinden uns nun schon seit mehr als 4 Wochen in einem Ausnahmezustand, den in dieser Schärfe wohl die wenigsten kommen sehen haben. Und natürlich beschäftigen uns neben der persönlichen Gesundheit und dem Wohlbefinden unserer Familien und Freunde auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft und unsere Branche.

Klar ist, dass die aktuelle Krise an den wenigsten von uns spurlos vorübergehen wird. Und auch mir fehlt leider Gottes die allwissende Glaskugel. Aber trotzdem möchte ich versuchen, zur Auswirkung von COVID-19 auf die Immobilienbranche drei Thesen aufzustellen.

Aufholeffekte im Tourismus und Handel

Hotel- und Handelsimmobilien sind am unmittelbarsten von den aktuellen Maßnahmen der österreichischen Regierung betroffen. Staatliche Unterstützungs- und Förderungsprogramme können eine gewisse Erleichterung verschaffen, aber klar ist, dass diese Segmente große Verluste einfahren werden und nicht jeder Betreiber die aktuelle Situation durchstehen wird. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass es – je nach Branche und Handelsthematik – einen Aufholeffekt nach der Krise geben wird.

Wir sehen zum Beispiel bei unseren Hotels nach wie vor eine starke Buchungslage für das zweite Halbjahr. Große Veranstaltungen und Kongresse werden nicht abgesagt, sondern auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Entscheidend ist bei all dem natürlich, wie lange die derzeit sehr restriktiven Maßnahmen aufrecht gehalten werden und wie stark die anschließend zu erwartende Rezession ausfallen wird.

Das Büro bleibt

Die letzten Wochen haben sicherlich bei uns allen einen gewaltigen Digitalisierungsschub ausgelöst, in Windeseile wurden IT-Landschaften auf- und ausgebaut und siehe da, man kann viel auch von zu Hause aus abarbeiten und erledigen. Aber gerade jetzt merken wir auch, wie wichtig das persönliche Gespräch ist, wie ineffizient so mancher Abstimmungsprozess wird, wenn man nicht im selben Raum ist, und wie produktiv auch der Austausch in der Büroküche sein kann.

Vielleicht ist nicht jedes Meeting notwendig, vielleicht kann man auf ein paar Dienstreisen verzichten, vielleicht braucht nicht jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ein Einzelbüro. Aber als Repräsentationsfläche, als Kommunikationshub und als Treffpunkt für Austausch und Miteinander werden Büroflächen nicht zu ersetzen sein.

Die Krise bietet Chancen

Dieser Satz wurde zuletzt oft strapaziert und mag in den Ohren mancher, die von den letzten Wochen besonders stark gebeutelt wurden, auch zynisch klingen. Aber ich bin überzeugt davon, dass jede Krise auch eine Chance für konstruktiven, produktiven Wandel ist. Gerade in der Immobilienbranche werden sich ein paar Paradigmen verschieben.

So wird zum Beispiel die Bedeutung von Lagerflächen zunehmen, um die Abhängigkeit von internationalen Liefer- und Logistikketten zu reduzieren. Im aktuellen Umfeld mit anhaltend niedrigem Zinsniveau ist außerdem davon auszugehen, dass Wohnimmobilien profitieren, die gerade bei risikoaversen Investoren in Krisenzeiten immer besonders beliebt sind.

Und es werden sich auch Gelegenheiten und Chancen bieten. Für die Immobilienbranche, aber auch für die Gesellschaft, die Wirtschaft und für jeden Einzelnen von uns. Die Kunst wird es sein, diese Chancen zu erkennen und zum richtigen Zeitpunkt zu ergreifen.

Autor*in

Ernst Vejdovszky

Mag. Ernst Vejdovszky ist Gründungsvater der börsennotierten S IMMO AG und war bis März 2021 - mehr als 30 Jahre - im Vorstand des Unternehmens.