Financial Literacy

Versicherungen optimal planen

Was muss beim Abschluss einer Versicherung bedacht werden? Und welche Polizzen sind in welcher Situation sinnvoll? Wirtschaftstratege und Versicherungsexperte David Fuchs von burgstaller | fuchs | warlischek hat uns im Gespräch erklärt, wie gut vorgesorgt werden kann.  

Wie kann Absicherung durch Versicherungen am besten geplant werden?

All jene Bereiche, in denen die eigenen finanziellen Mittel für potentielle Schäden nicht ausreichen, sollten durch Versicherungen abgedeckt sein. In der Regel benötigt jeder eine private Haftpflichtversicherung (in der Haushaltsversicherung enthalten), eine private Unfallversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Grundsätzlich gilt bei Versicherungen: So viel wie notwendig, so wenig wie möglich.

Versicherungen können auch als Wetten auf gewisse Schadensereignisse gesehen werden. Jeder sollte selber darüber nachdenken, worauf er wetten möchte oder in der Situation wetten muss, um in einem Schadensfall zumindest die finanziellen Folgen ausgleichen zu können.

Wer einen Versicherungsmakler sucht, findet seriöse Beratung über die WKO Homepage. Bei welchem Anbieter man eine Versicherung abschließt, ist nicht so wichtig wie die richtige Ausgestaltung im konkreten Einzelfall. Das heißt, dass man die Versicherungssumme, die Laufzeit und die einzelnen Bausteine entsprechend der eigenen Situation gut auswählt.

Auf welche Kriterien sollte bei der Auswahl geachtet werden?

Am besten können dies Beispiele veranschaulichen: Für einen jungen Erwachsenen mit günstiger Wohnungseinrichtung ist die Berechnung der Versicherungssumme für die Haushaltspolizze nach dem Neuwert der Wohnungseinrichtung sinnvoll. Das ist günstiger als nach m² berechnet und die hohe m² Summe wird in dem Fall ohnehin nicht benötigt. Bei hohen Versicherungssummen in einer großen Wohnung mit teurer Einrichtung wird es besser sein die m² Summe zu nehmen – dafür aber eventuell einen Selbstbehalt einzuschließen.

Bei Unfallversicherungen kann zum Beispiel gespart werden, indem man sich auf die Absicherung hoher Invaliditätsgrade beschränkt und kostspielige Zusatzbausteine wie Knochenbruch weglässt.

Die persönliche Polizzen-Ausgestaltung sollte alle paar Jahre bzw. in neuen Lebensphasen wieder auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft werden. Natürlich macht es dann auch Sinn, die Anbieter zu vergleichen.

Was ist bei Online-Versicherungen zu bedenken?

Eine Vielzahl an online angebotenen Zusatzversicherungen scheint mit ein paar Euro oft sehr günstig zu sein. Bei diesen Versicherungen sind dann meist Ausschlüsse, Selbstbehalte usw. zu beachten, sodass ein Schaden oft nicht zur Gänze bezahlt wird.

Welche Versicherungen sind für Immobilienbesitzer unerlässlich?

Wer eine Immobilie besitzt, sollte eine Gebäudeversicherung haben. Diese deckt Schäden am Gebäude selbst und den damit fest verbundenen Teilen ab. Bei Häusern muss man das als Besitzer selbst erledigen, bei Wohnungen wird eine Gebäudeversicherung in aller Regel von der Hausverwaltung abgeschlossen und betreut. Das Inventar kann über Haushaltsversicherungen abgesichert werden. Für den Vermieter einer Wohnung ist das dann wichtig, wenn er einen relevanten Teil des Wohnungsinhalts zur Verfügung stellt.

Welche Versicherungen sind für Selbstständige und Unternehmen zusätzlich essenziell?

Das größte Risiko ist hier ein Haftpflichtschaden. Das betrifft aber nicht alle Berufe gleichermaßen – je kleiner das Risiko, desto günstiger die Absicherung. Wie sich aktuell angesichts COVID-19 auch zeigt, ist es für jedes Unternehmen unerlässlich, liquide zu bleiben. Neben hohen Cash-Reserven kann man für den Fall eines Betriebsausfalls wegen Krankheit oder wegen eines Schadens in der Betriebsstätte eine Betriebsunterbrechungsversicherung abschließen. Zur Absicherung des Betriebsvermögens gibt es Gebäude- und Inventarversicherungen.

Was muss bei finanzieller Vorsorge, z.B.: Altersvorsorge bedacht werden?

Insbesondere bei den sogenannten Altersvorsorgeprodukten macht eine Versicherung nur Sinn, wenn der abgeschlossene Vertrag langfristig aufrecht erhalten wird. Dadurch kommt aber im Laufe der Jahre entsprechend viel Geld zusammen – die Auswahl des Produkts sollte also nicht leichtfertig gefällt werden.

Wesentlich unterscheiden sich die Lebensversicherungen/Altersvorsorgeprodukte in der Art der Veranlagung: Während bei klassischen Lebensversicherungen und auch bei der geförderten Zukunftsvorsorge weitgehend in Anleihen investiert wird, kann man in fondsgebundenen Lebensversicherungen die Veranlagung selbst bestimmen. Und nachdem es bei Anleihen auf längere Sicht keine Zinsen geben wird, wird man eine höhere Beimischung von Aktien als langfristigen Ertragsbringer brauchen.

Welche Vor- bzw. Nachteile hat eine fondsgebundene Lebensversicherung gegenüber einem Depot?

Die Vorteile der Versicherungslösungen liegen zum Beispiel in der Besteuerung von lediglich 4 % Versicherungssteuer auf die Einzahlungen – dafür sind sämtliche Erträge von der Steuer befreit, das kann langfristig viel ausmachen. Andererseits gibt es die Möglichkeit auch bei kleinen Beträgen breit zu streuen und umzuschichten. Im Gegensatz zu einem Depot fallen in der Regel nur prozentuelle Kosten an. Der Nachteil der Versicherungsprodukte liegt insbesondere darin, dass es aufgrund von Abschlusskosten und Versicherungssteuer länger dauert, bis man netto Geld verdient.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Fuchs!

Foto: © Elisa Unger

Autor*in

Sandra Hengstermann

Sandra Hengstermann arbeitet bei der S IMMO AG in der Abteilung Unternehmenskommunikation & Investor Relations. Als stellvertretende Pressesprecherin verantwortet sie neben der klassischen Medienarbeit die Social Media Kanäle des Unternehmens, wie auch diesen Blog. In ihrer Freizeit liebt sie Reisen, gutes Essen und Sport.