Financial Literacy

Die richtige Anlagestrategie

Mit der Frage, in welche Wertpapiere man am besten investiert, sehen sich viele Anleger konfrontiert. Einerseits wünscht man sich eine sehr sichere Geldanlage, andererseits soll diese aber auch eine hohe Rendite erwirtschaften. Da es jedoch kein Produkt gibt, das auf Dauer überdurchschnittliche Sicherheit bietet, renditestark und noch dazu täglich handelbar ist, besteht die Kunst darin, einen guten Kompromiss zwischen diesen Kriterien zu finden.

Diversifikation

Eine mögliche Lösung für dieses Problem bietet die Diversifikation. Diversifikation des Kapitals bedeutet, dass man es auf verschiedenste Anlageprodukte und Wirtschaftszweige verteilt, die möglichst unabhängig voneinander sind. Vollkommene Unabhängigkeit der Wertpapiere ist allerdings unmöglich, da es an den Finanzmärkten positive Korrelationen gibt, die oft nicht auf den ersten Blick erkennbar sind und noch dazu verstärkt in Korrekturphasen auftreten. Durch diese Kapitalaufteilung wird jedenfalls automatisch das Risiko gestreut, ganz unabhängig davon, wie sich die individuellen Anlagen entwickeln. Hoch in der Gunst der Anleger standen zuletzt vermögensverwaltende Produkte, wo die laufenden Entscheidungen zur Aufteilung auf verschiedene Assetklassen von Profis einer Fondsgesellschaft übernommen werden.

Quelle: www.gruensteidl.at

Quelle: www.gruensteidl.at

Anlagepyramide

Eine gute Hilfe für die Zusammenstellung eines Portfolios, unter Berücksichtigung der Diversifikation, bietet die Anlagepyramide. Auf der breitesten Ebene, der Ebene 1, steht die Liquidität im Vordergrund. In diese Anlageformen wird der Teil des Kapital investiert, der sehr sicher und jederzeit verfügbar sein soll. Ebene 2 bietet ebenfalls Sicherheit, geringe Kursschwankungen und etwas bessere Ertragschancen. Zielsetzung von Ebene 3 ist der Ertrag, welcher jedoch mit etwas höherem Kursrisiko einhergeht. Auf der 4. Ebene steht das Wachstum im Mittelpunkt. Mit den Wertanlagen der 4. Ebene lassen sich langfristig sehr hohe Erträge erzielen, man trägt jedoch auch das Risiko großer Kursschwankungen. An der Spitze der Anlagepyramide stehen hoch spekulative Anlageformen wie z.B. Optionen. Diese bieten enorme Ertragschancen, weisen aber auch das höchste Risiko auf und sind nur für sehr spezialisierte Investorentypen geeignet.

Anlagestrategien

Welche Wertpapiere man letztlich auswählt und wie man die verschiedenen Ebenen und Anlageformen gewichtet, hängt jedoch auch vom jeweiligen Anlagetypen und dem Anlagehorizont ab. Grundsätzlich können hier drei verschiedene Anlegertypen bzw. Anlagestrategien unterschieden werden:

  • die sichere Anlagestrategie (langfristig)
  • die renditeorientierte Anlagestrategie (mittelfristig)
  • die spekulative Anlagestrategie (kurzfristig)

Sichere Anlagestrategie

Lange Zeit galt die konservative Strategie als langweilig und rückständig, dieses Image konnte sie jedoch in den letzten 20 Jahren ablegen. Sie beschränkt sich auf Anlageformen, die auch während einer Börsenflaute Zinseinnahmen bescheren. Dazu gehören unter anderem: Rentenfonds, Bundesschatzbriefe und Anleihen, sowie einige sorgfältig ausgewählte, weniger riskante Aktien.

Renditeorientierte Anlagestrategie

Die renditeorientierte Anlagestrategie hat als Zielsetzung, ein angemessenes Verhältnis zwischen spekulativen und sicheren Anlagen zu schaffen. Neben Zinseinnahmen und Renditen werden bei dieser Anlagestrategie auch spekulativere Aktien mit in das Portfolio genommen. Auch Dividendenaktien passen gut in diese Anlagestrategie.

Spekulative Anlagestrategie

Die spekulative Anlagestrategie erstreckt sich meistens nur über einen sehr kurzfristigen Zeitraum und die Erzielung hoher Kursgewinne steht im Vordergrund. Spekulative Anlagen umfassen Optionsscheine, Optionen, Futures, Zertifikate, etc. Sie ermöglichen außerordentlich hohe Renditen, sind aber auch mit großen Risiken – in manchen Fällen sogar mit dem Totalverlust des eingesetzten Kapitals – verbunden.

 

Autor*in

Günther Artner

Günther Artner ist Leiter der Abteilung Equity Capital Markets der Erste Group AG.